Die Selbstbestimmung ist ein Gedanke der Menschenrechte: Jeder Mensch soll die Freiheit haben, über sich und sein Leben selber zu entscheiden. Was für viele nach einer Selbstverständlichkeit klingt, ist dies für zahlreiche Menschen jedoch keineswegs. Je nach politischem System kann das Selbstbestimmungsrecht eingeschränkt oder ganz inexistent sein. Und auch bei uns – in einer liberalen Gesellschaft mit Demokratie und Rechtsstaat – gilt Selbstbestimmung nicht für alle uneingeschränkt. Wer beispielsweise verbeiständet oder inhaftiert ist, verliert offiziell einen Teil seines Selbstbestimmungsrechts. Daneben gibt es aber auch informelle und faktische Einschränkungen. Davon sind insbesondere Menschen mit Behinderung betroffen. Sie können je nach Situation in wichtigen Lebensbereichen nicht frei wählen – sei es beim Wohnen, bei der Ausbildung, bei der Arbeit, bei sozialen Kontakten. Während langer Zeit galt für sie die – häufig gut gemeinte – fürsorgliche Fremdbestimmung: Andere entschieden, was für sie richtig und passend war. Die Behindertenrechtskonvention der UNO, welche die Schweiz im Jahr 2014 ratifiziert hat, will dies ändern: Menschen mit Behinderung sollen soweit als möglich selber über ihr Leben bestimmen können – so wie die Menschen ohne Behinderung auch. Das Ziel ist Gleichstellung.
Weiterlesen: Selbstbestimmung als Herausforderung und Chance - Gastbeitrag im Magazin Noveos
Es freut den Vorstand von Elternbildung CH und mich sehr, dass Sie sich eingefunden haben, um gemeinsam über Elternbildung und die Erreichbarkeit von Eltern nachzudenken.
Die Erreichbarkeit von Personen ist ein grosses Thema. Alle wollen bestimmte Zielgruppen erreichen. Firmen wollen Kundinnen und Kunden erreichen. Parteien wollen Wählerinnen und Wähler erreichen. Veranstalter wollen Besucherinnen und Besucher erreichen. Und so weiter und so fort. Dabei wollen alle von ihrer jeweiligen Zielgruppe etwas erhalten: Oftmals Geld, manchmal auch Aufmerksamkeit, Unterstützung, Wertschätzung.
Wer aber will Eltern erreichen? Und warum? Zweifellos sind auch Eltern eine begehrte und interessante Zielgruppe. Bei genauer Betrachtung fällt mir jedoch auf, dass sie häufig nicht als Eltern angegangen werden, sondern als Konsumentinnen und Konsumenten, als Empfängerinnen und Empfänger von Botschaften und Ratschlägen, als Bürgerinnen und Bürger, als Zahlerinnen und Zahler, als Verantwortliche für dies und das.
Elternbildung will etwas anderes. Elternbildung will Eltern als Eltern erreichen.