Es müsse ein Ruck durch das Land gehen, sagte einst der deutsche Bundespräsident Roman Herzog um Änderungen zu ermöglichen und Reformen anzustossen.

Ein Ruck muss auch durch die Schweiz gehen. Unsere Familienpolitik entspricht in verschiedener Hinsicht nicht mehr den Anforderungen des 21. Jahrhunderts und auch nicht mehr den Lebensrealitäten der heutigen Eltern.

Ein besonders krasses Beispiel ist der aktuelle Vaterschaftsurlaub von einem Tag. Diese Regelung ist schlicht und einfach demodée.

Eltern sind Leistungsträgerinnen und Leistungsträger unserer Gesellschaft. Die berühmte Vereinbarkeit von Beruf und Familie – in diesem Saal könnte ich auch sagen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Politik – ist nicht einfach nur ein Modewort, nein, sie ist eine tagtägliche Herausforderung für tausende von Familien in unserem Land.

Die Unterstützung dieser Familien liegt im Interesse der Gesellschaft, der Wirtschaft und des Staates gleichermassen.

Wenn wir die verschiedenen Familienformen, die verschiedenen Arbeitsmodelle und vielfältigen Lebensstile anschauen, dann ist eine Elternzeit die zeitgemässe und sinnvolle Lösung.

Sie ermöglicht, dass Eltern sich gemäss ihren Bedürfnissen um die Betreuung ihres Nachwuchses kümmern könnten. 

Eine Elternzeit von 14 Wochen für beide Elternteile gibt Spielraum und Flexibilität für massgeschneiderte und eigenverantwortliche Betreuungsformen. Sie bildet auch eine gute Grundlage für die Entstehung einer engen Eltern-Kind-Bindung. Und sie ist organisier- und finanzierbar. 

Eigentlich müsste daher eine Elternzeit heute unser grosses Thema sein und es müsste uns allen ein Anliegen sein, dafür eine Mehrheit zu finden. Eigentlich. Denn wir alle wissen, dass dem noch nicht so ist. Wir backen noch kleinere Brötchen. Doch immerhin reden wir über einen längeren Vaterschaftsurlaub.

Für mich ist klar, unabhängig von vier oder zwei Wochen: Ein längerer Vaterschaftsurlaub ist ein überfälliger Schritt und notwendig. Er ist ein erster Schritt auf dem Weg zu einer modernen Familienpolitik, an deren Ende die Elternzeit stehen muss.

Geben wir uns also einen Ruck und machen wir diesen ersten Schritt. Die Eltern und Kinder in der Schweiz werden es ihnen danken.

 


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